Nahrungsnetz im Wandel

Fische und Meeresfrüchte ernähren Menschen rund um den Globus. Fischerei ist in vielen Regionen eine wichtige Einkommensquelle. Aber wie sieht die Zukunft aus? In der Arktis wird heute schon deutlich, wie der Ozeanwandel marine Nahrungsnetze verändert und dadurch die Wirtschaft oder auch die Kultur beeinflussen kann.

 

Wie lange können wir noch Fisch essen?

Überall auf der Welt sind Menschen auf Nahrung aus dem Meer und auf den Fischfang als Lebensunterhalt ange­wiesen. In einigen Ländern ist Fisch die wichtigste Proteinquelle. Nicht nur in Küstenregionen gelten Fisch und Meeresfrüchte als traditionelle Speise oder Delikatesse. Kleinfischerei kann die Identität indigener Kulturen begründen. Viele Volkswirtschaften hängen in hohem Maße von Einkünften aus dem Fischexport ab. Doch mehr als ein Drittel der weltweiten Fisch­bestände sind als überfischt eingestuft. Diese wert­vollen Ressourcen nachhaltig zu nutzen und zu bewahren, ist eine Herausforderung für die globale Politik.

Der Klimawandel setzt übernutzte Fischbestände zusätzlich unter Druck. Ozeanversauerung und -erwärmung stellen einen massiven Stress für wirtschaftlich wichtige Arten dar und können deren Populationen spürbar reduzieren. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler empfehlen, Fangquoten zu verringern, um Bestände vor dem Zusammenbruch zu retten und ihnen eine Chance zu geben, sich besser auf Umweltveränderungen einzustellen.

 

Weniger Energie für Körperfunktionen

Labor- und Freilandexperimente haben gezeigt, wie Ozeanversauerung und -erwärmung die Entwicklung der Fische und den Nachwuchs von Beständen behindern: Steigende Temperaturen könnten den Energiebedarf von Fischen erhöhen. Doch Studien legen nahe, dass sie in einem wärmeren und saureren Ozean weniger oder weniger gehaltvolle Nahrung finden könnten. Infolgedessen ist nicht sichergestellt, dass Fische ausreichend Energie für alle Körperfunktionen erhalten werden. Bei einigen Arten können außerdem steigende Wassertemperaturen und Kohlendioxid-Konzentrationen die Entwicklung in frühen Lebensstadien behindern. Junge Fische leben in den ersten Tagen nach dem Schlüpfen von einem Dottersack. Weil dessen Größe und Energiemenge von Ozeanversauerung und -erwärmung beeinträchtigt wird, gerät die Fitness der Jungfische in Gefahr.

 

Für ein faires Fischereimangement

Auf diesen Ergebnissen aufbauend haben BIOACID-­Mitglieder in Modellrechnungen nachgewiesen, dass das Schicksal der wichtigsten wildlebenden Fischbestände des Nordatlantiks in den nächsten 20 bis 40 Jahren mindestens genauso von der Entwicklung des Fischereigeschirrs sowie von der Nachfrage und der Effektivität von Fischereiverordnungen abhängen wie von Konsequenzen des menschen­gemachten Ozeanwandels. Die Modelle unterstreichen, wie dringend notwendig es ist, direkte und indirekte Auswir­kungen des Klimawandels in Strategien für das Fischereimanagement einzubeziehen. Nur so können Rückgänge von Fisch­populationen aufgehalten werden. Der Klimawandel muss in Fischereiverordnungen berücksichtigt werden, wenn Fischbestände auf lange Sicht öko­nomisch und ökologisch existenzfähig genutzt werden sollen.


WEITERLESEN: Fallbeispiel Frühwarnsystem Arktis // Fallbeispiel Die Augenzeugen des Klimawandels