Ozean im Klimawandel

Indem der Ozean Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnimmt, bremst er den globalen Klimawandel. Doch das Treibhausgas löst im Wasser chemische Reaktionen aus: Das Meer wird saurer. Der deutsche Forschungsverbund BIOACID hat die Folgen der Ozeanversauerung für das Leben im Meer und Konsequenzen für Gesellschaft und Wirtschaft untersucht.

 

Ozeanversauerung: das andere Kohlendioxid-Problem

Als „das andere Kohlendioxid-Problem“, als „böser kleiner Bruder der Erwärmung“ und, zusammen mit Temperaturanstieg und Sauerstoffverlust, als Teil eines „töd­­lichen Trios“ ist die Ozeanversauerung bekannt geworden – eine chemische Veränderung, die ausgelöst wird, wenn sich Kohlendioxid (CO2) aus der Atmos­phäre im Meerwasser löst. Einerseits bremst die CO2-Aufnahme den globalen Klimawandel. Andererseits beeinflusst sie das Leben und die Stoffkreisläufe im Ozean – mit Folgen für alle, die von ihm abhängen.

Der deutsche Forschungsverbund BIOACID – Biological Impacts of Ocean Acidification (Biologische Auswirkungen von Ozeanversauerung) untersuchte von 2009 bis 2017, wie marine Lebensgemeinschaften auf Ozeanversauerung reagieren und welche Konsequenzen dies für das Nahrungsnetz und die Stoff- und Energieumsätze im Meer sowie schließ­lich auch für die Wirtschaft und Gesellschaft hat. An dem Projekt, das am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozean­forschung Kiel koordiniert wurde, beteiligten sich mehr als 250 Forschende verschiedener meereswissenschaftlicher Disziplinen aus 20 deutschen Instituten. Mit rund 580 fachlich begutachteten Publikationen trug BIOACID maßgeblich zum internationalen wissenschaftlichen Diskurs bei. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung unter­stützte das Projekt über drei Förderphasen mit insgesamt 22 Millionen Euro.
Als gigantischer Kohlenstoff-Speicher hat der Ozean etwa ein Drittel des Kohlendioxids aufgenommen, das seit Beginn der Industrialisierung durch menschliche Aktivitäten in die Atmosphäre gelangte. Dadurch ist der durchschnittliche pH-Wert der Meeresoberfläche von 8,2 auf 8,1 gesunken. Dieser winzige Schritt auf der logarithmischen pH-Skala entspricht bereits einem Anstieg des Säuregehalts um 30 Prozent. Gleichzeitig absorbiert der Ozean mehr als 90 Prozent der Wärme, die durch den zusätzlichen Treib­hauseffekt erzeugt wird.

 

Ökosystem-Leistungen des Ozeans gefährdet

Verschiedene Studien und Analysen legen nahe, dass Ozeanversauerung und -erwärmung wertvolle Leistungen des Ozeans für Ökosysteme und Menschen beeinträchtigen können. Hierzu zählen die Regulierung des Klimas auf der Erde, etwa durch die Speicherung von Kohlenstoff, die Versorgung mit Nahrung, die geistige und körperliche
Erholung des Menschen sowie die Artenvielfalt als Voraussetzung für intakte und funktionsfähige Ökosysteme.

Diese Broschüre fasst BIOACID-Ergebnisse zu diesen Ökosystem-Leistungen für die politische Entscheidungs­findung zusammen. Sie stellt menschliche Interessen neben den Respekt vor der Lebensvielfalt im Ozean. Beide Aspekte liefern deutliche Argumente für die Begrenzung des Klima­­­­wandels.


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