18. Dezember 2015

Junge Meereswissenschaftler engagieren sich bei der UN-Klimakonferenz

Ozean bei Verhandlungen in Paris präsenter denn je

Meereswissenschaftler aus Frankreich, Großbritannien, den Vereinigten Staaten und Deutschland präsentierten ihre Forschungsthemen bei der 21. Klima-Konferenz der Vereinten Nationen (COP 21) in Paris. Junge Forscher profitierten besonders stark von der Teilnahme an dem Klimagipfel.

Wissenschaftler des Plymouth Marine Laboratory (Großbritannien), des Exzellenzclusters LabexMER (Frankreich), Scripps Institution of Oceanography (USA), der Universität Pierre et Marie Curie (Frankreich), des britischen Forschungsprogramms zur Ozeanversauerung UKOA und des Deutschen Forschungsverbunds zur Ozeanversauerung BIOACID informierten politische Entscheidungsträger und die Öffentlichkeit bei der 21. Klima-Konferenz der Vereinten Nationen (COP 21) in Paris. An ihren Ständen in der öffentlichen „Zone Générations Climat“ und im UN-Bereich, wo die Verhandlungen abgehalten wurden, diskutierten junge Wissenschaftler Aspekte des Ozeanwandels mit Unterhändlern, Interessenvertretern und anderen Besuchern. Doktoranden und Postdoktoranden aus den Partnereinrichtungen waren eingeladen, das Meer und die Klimawissenschaft zu vertreten und an Veranstaltungen teilzunehmen – ein einzigartiges Erlebnis für die mehr als 20 jungen Forscher. Schätzungen zufolge nahmen 40.000 Menschen an COP 21 teil.

Bei den Verhandlungen anwesende Wissenschaftler begrüßten die Erwähnung des Ozeans im Haupttext der von allen 196 Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (UNFCCC) am 12. Dezember in Paris verabschiedeten Vereinbarung und die klar formulierte Absicht, die Erderwärmung auf deutlich unter 2, möglichst 1,5 Grad Celsius gegenüber den vorindustriellen Temperaturen zu reduzieren. Doch jetzt, da die Delegierten in ihren Alltag zurückkehren, müssen die Nationen und ihre Wirtschaft radikale Maßnahmen ergreifen, um die ehrgeizigen Ziele umzusetzen.

„Es ist ermutigend, eine Vereinbarung zu sehen, in der so viele Nationen ihre Emissionen eingrenzen wollen. Dies zeigt echte Besorgnis über der Zukunft unseres Planeten und ein Verständnis dafür, dass jetzt die Zeit ist, zu handeln. Mit mehr als einem Dutzend Veranstaltungen, der „Ocean and Climate Platform“ und dem „Oceans Day“ war das Meer sichtbar als je zuvor bei einer UN-Klimakonferenz“, betont Dr. Carol Turley vom Plymouth Marine Laboratory. „Der Ozean ist wirklich von zentraler Bedeutung. Daher freue ich mich, dass er in der Pariser Vereinbarung zum ersten Mal erwähnt ist. Seit ich 2009 erstmals die COP-Verhandlungen beobachtet habe, erkenne ich ein stark wachsendes Bewusstsein der Unterhändler und Besucher über Temperaturanstieg, Versauerung und Sauerstoffverlust im Ozean.“

Nach Ansicht der Wissenschaftler wird der Ozean enorm profitieren, wenn die globale Erwärmung unter zwei Grad Celsius bleibt. Hans-Otto Pörtner, Ökophysiologe am Alfred-Wegener-Institut, Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe II der Zwischenstaatlichen Sachverständigengruppe der Vereinten Nationen über Klimaänderungen (Intergovernmental Panel on Climate Change, IPCC) und stellvertretender Koordinator von BIOACID erklärt: „Der Fünfte Sachstandsbericht AR5 des IPCC hat gezeigt, dass das Risiko von schweren Auswirkungen für einige Organismen und Ökosysteme zwischen 1,5 und 2 Grad stark zunimmt. Zum Beispiel könnten – mit einer gewissen Unsicherheit – nur rund 50 Prozent der Korallenriffe intakt bleiben, wenn der Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur 1,2 Grad nicht überschreitet. Und diese Schätzungen enthalten noch keine zusätzlichen Stressoren wie die etwa die Ozeanversauerung.“

Die Versauerung der Meere, „das andere Kohlendioxid-Problem“, wurde während der Veranstaltungen und den Diskussionen an den beiden Informationsständen ausführlich thematisiert. „Es ist wichtig, zu bedenken, dass die Kohlendioxid-Emissionen nicht nur zur globalen Erwärmung und damit zu steigenden Wassertemperaturen führen. Kohlendioxid wird auch vom Meerwasser aufgenommen und darin gelöst. Das führt zu tiefgreifenden Veränderungen in der Ozeanchemie – mit Folge-Effekten für Organismen und Ökosysteme“, erklärt Dr. Jean Pierre Gattuso vom Laboratoire d’Ozeanographie de Villefranche, CNRS und der Universität Pierre et Marie Curie. „Wir müssen die beiden Seiten der Medaille bedenken: Auf der einen Seite mildert die Aufnahme von Kohlendioxid durch den Ozean den Klimawandel, aber auf der anderen Seite, wirkt sich dies auf das Leben in den Ozeanen aus – mit Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft.“

Um den Überblick über den Wandel im Ozean zu wahren, ist ein umfassendes Beobachtungssystem nötig, urteilt Dr. Phil Williamson, Natural Environment Research Council (NERC) und Universität East Anglia. „Die Erfassung und die Messung der Veränderungen im Ozean hilft uns, mit ihnen umzugehen, und Schutzmaßnahmen auf den Weg zu bringen.“

Nun, da die Basis für einen Weg aus der Nutzung fossilen Brennstoffe und einer massiven Reduktion der Treibhausgas-Emissionen gelegt ist, rufen Klimaforscher und Akteure zum Handeln auf. Der Austausch zwischen Meereswissenschaft und Politik wird auch zukünftig stattfinden: In Artikel 21 der Pariser Vereinbarung laden die Vertragsparteien das IPCC ein, im Jahr 2018 einen Sonderbericht zu den Auswirkungen der globalen Erwärmung von 1,5 Grad Celsius über dem vorindustriellen Niveau und die damit verbundenen globalen Treibhausgasemissionswege zu erstellen. Außerdem erwägt das IPCC einen Sonderbericht über die Ozeane. Die Wissenschaft wird die UNFCCC weiterhin über die bestmögliche Klimaziele und Lösungswege zu informieren.

Ob die ehrgeizigen Ziele der Pariser Vereinbarung erreicht werden können, hängt davon ab, ob der Impuls von COP 21 alle Teile der Gesellschaft erreicht. Die Bemühungen der Meeresforscher, auf internationaler Ebene zu kooperieren und mit Nichtregierungsorganisationen zusammen zu arbeiten, haben das Meer in den Fokus der Klima-Szene gerückt. Die Gestaltung und Umsetzung effizienter Maßnahmen mit dem Ziel, zukünftigen Generationen einen gesunden Ozean zu hinterlassen, erfordert, dass diese Bemühungen fortgesetzt und verstärkt werden.

Weitere Informationen:
www.oceanunderstress.com

Kurzes Video über die gemeinsamen Aktivitäten bei COP 21.